Projekt
IMPULS
Die gesamte Kampagne "KINDER|N HELFEN"
entstand aus meiner Diplomarbeit "Social Branding" im Fach
Kommunikationsdesign, die ich hier in Auszügen vorstellen
möchte.
„Als Achtzehnjähriger war ich technisch so gut wie Raffael.
Den Rest meines Lebens habe ich gebraucht, um wie ein Kind
malen zu lernen.“ – Pablo Picasso
Dieses Zitat beschreibt den anstoßgebenden Impuls zu meiner
Diplomarbeit sehr treffend. Eine etwa halbstündige
Exkursion in die Welt der Kinderzeichnung sensibilisierte
mich für dieses Thema. Für die Mehrheit der Anwesenden mag
es nur ein kurzer Einschub zur Entwicklung unseres
Zeichenstils gewesen sein, bei mir aber haftete sich das
Thema Kinderzeichnungen im Hinterkopf fest. Beinahe alles
Besprochene faszinierte mich und brachte mir die
Gedankengänge von Kindern beim Malen und Zeichnen näher.
Die Art wie sie Ihre Prioritäten in den Bildern setzen und
mit welcher Unbekümmertheit sie für sich zeichnerische
Schwierigkeiten lösen beeindruckte mich sehr. Noch
erstaunlicher für mich ist die Tatsache, dass man, wenn man
einmal ein höheres Zeichenniveau er- reicht hat, nicht mehr
in der Lage ist, sich auf seine Kindheit zu besinnen und
eben diese Naivität und Unbekümmertheit in ein Bild
zurück zu bringen. Genau dieser Umstand ist es, den Pablo
Picasso auf den Punkt trifft. Unser besseres Verständnis
von Dingen und Sachverhalten, unsere Erfahrungen und ein
geschulteres Auge, lassen es uns nicht zu, solch
aussagekräftige Bilder dieser Einfachheit zu kreieren.
Kinder haben Ideen und Einfälle mit bildnerischen Problemen
umzugehen, die für uns mittlerweile niemals mehr in
Betracht kämen.
Vielleicht bietet sich der Vergleich mit dem Schwimmen oder
Fahrradfahren lernen an. Man kann sich beim besten Willen
nicht daran erinnern wie man es angestellt hat, ständig
umzukippen oder wie es möglich war, sich nicht über Wasser
halten zu können.
Würde wir jetzt versuchen, ein Ertrinken zu simulieren oder
einen Nichtschwimmer zu mimen, sieht das Ergebnis immer
anders aus als wenn jemand wirklich nicht schwimmen kann.
Vielleicht konnte dieses Gedankenexperiment ein Stück weit
das Interesse für das Thema wecken.
Eine soziale Komponente bringe ich auf Grund verschiedener
Erfahrungen und Wertevermittlungen ein. Ich besuchte etwa
neun Jahre das bischöfliche Willigis Gymnasium, darüber
hinaus war ich viele Jahre in meiner Gemeinde Sankt Alban
ehrenamtlich als Gruppenleiter tätig und absolvierte
außerdem dort im Kinderhaus ein mehrwöchiges
Sozialpraktikum.
Mein Vorhaben stand also fest: Ich wollte mich in meiner
Diplomarbeit mit Kinderzeichnungen befassen und im Ideal-
fall sollte mein Projekt anderen helfen. Naheliegend war, da
ich mit Kindern arbeiten würde, dass die Hilfe auch Kindern
zu gute kommt. Somit helfe nicht nur ich, sondern Kinder
selbst helfen Kindern, was wie sich später heraus- stellte,
eine geeignete Grundlage eines Slogans für meine daraus
entstehende Kampagne darstellte.
Bei weiteren Überlegungen, wie ich Kinderzeichnungen und
Kinderhilfe in einer Kampagne unterbringe griff ich auf
etwas zurück was ich seit mehreren Jahren nebenher
betreibe. Ich veredle Textilien durch Flex- und Flockdrucke,
was mir als geeignetes Bindeglied erscheint und Lösung zur
Vereinigung der oben genannten Bereiche ist. Zeichnun- gen
von Kindern könnten in druckbare Dateien umgewandelt
werden, die als Motiv verschiedene Textilien schmücken.
Diese werden verkauft, und von einem Teil des Gewinns wird
das soziales Projekt einer Kinderhilfsorganisation
unterstützt. Somit war mein Vorhaben klar definiert: Ich
wollte eine funktionierende Kampagne zur Unterstützung
einer Kinderhilfsorganisation auf die Beine stellen,
basierend auf der Produktion und dem Verkauf von Textilien.
Arbeit mit den Kindern
Nach Abschluss eines großen Teils der
Theorie begann erstmals das praktische Arbeiten. Wie bereits
im Vorfeld recherchiert, wollte ich gerne mit dem Kinderhaus
Sankt Alban zusammen arbeiten. Da ich bereits in meiner
Schulzeit ein vierwöchiges Sozialpraktikum dort absolviert
hatte, kannte ich noch ein paar Mitarbeiter, nichts desto
trotz musste ich mich natürlich zu allererst der Leiterin, vorstellen und mein Vorhaben schildern.
Sie stand der Sache sehr aufgeschlossen gegenüber und
freute sich auf die Zusammenarbeit mit mir. Bevor ich meine
Arbeit mit den Kindern beginnen konnte, verfasste ich einen
Brief an die Eltern, in dem ich mich kurz vorstellte und sie
über mein Vorhaben aufklärte. Außerdem war es notwendig,
dass die Eltern mir erlaubten, die Bilder ihrer Kinder für
meine Zwecke zu verwenden, d.h. sie zu drucken und zu
veröffentlichen. Dazu gab es einen Abschnitt der
unterschrieben und an mich zurückgegeben werden musste.
Nachdem alles Formale geklärt war, ließ ich mich auf das
Experiment ein und besuchte mit Stiften und Papier bewaffnet
die blaue Gruppe des Kinderhauses. Alle Gruppen sind
gemischten Alters, zwischen zwei und sechs Jahren, so dass
ich mit jeder Altersgruppe bildnerische Erfahrungen sammeln
konnte. Wer Lust hatte mit mir zu malen kam an meinen Tisch
und durfte sich fantasievoll seinem Bild widmen. Meine Idee
sah vor den Kindern zunächst keinerlei Vorgaben
aufzuerlegen. Sie sollten malen was ihnen in der Sinn kam.
Häufigste Motive waren daraufhin Häuser oder
Landschaftsbilder. Die Kleineren kamen über ein abstraktes
Gekritzel nicht hinaus, was aber teilweise auch seinen ganz
besonderen Reiz hatte. Nach zirka eineinhalb Wochen hatte
ich eine ganz ansehnliche Zahl an Bilder. Leider erschien
mir der überwiegende Teil für die Kampagne noch
ungeeignet. Um mehr brauchbare Ergebnisse zu erzielen,
versuchte ich es in der darauf folgenden Woche mit der
Vorgabe von Themen, zu denen sie etwas zeichnen sollten, was
leider nicht so einfach war, wie es im ersten Moment klingt.
Wenn man bedenkt dass die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern
dieses Alters oft nur wenige Minuten beträgt und in einem
Kindergarten Gruppenraum mit bis zu 25 Kindern mehr als
ausreichend Ab- lenkungspotential vorhanden ist, verwundert
es nicht, dass man schon viel Geduld und Glück haben muss,
um die Kinder richtig zu motivieren. Sollte man es dann doch
tatsächlich einmal geschafft haben, ist es leider oder auch
zum Glück so, dass den Kindern unterschiedliche Begabungen
in die Wiege gelegt wurden. Also war auch ein konzentriertes
Kind kein Garant für ein gelungenes Motiv. Häufig
scheiterten meine Themenvorgaben auch an mangelndem
Selbstbewusst- sein, bzw. dem Glauben an die eigene
Leistung. Sehr häufig kam auf die Bitte, beispielsweise
einen Vogel oder ähnliches zu malen, die Antwort, dass sie
es nicht könnten. Wenn man dann aber ein Kind doch davon
überzeugen konnte, sich damit auseinander zu setzen, kamen
erfreuliche Ergebnisse zu Tage, wie auch die fertigen Motive
eindrucksvoll bestätigen. Da diese Methode mit dem Malen
unter vorgegebenen Themen nicht von großem Erfolg gekrönt
war, wollte ich einen Schritt weiter gehen und selbst etwas
einfaches vormalen, was die Kinder dann abmalen sollten. Die
von mir gewählten Objekte waren simpel und ohne große
Komplexität, doch auch hier war es kaum möglich die Kinder
zu motivieren mir nachzumalen. Es gab nur wenige, die direkt
meinen Vorschlag in die Tat umsetzten und die „Ausbeute“ war
bedauerlicher Weise wieder nicht sehr groß.
An weiteren Tagen im Kinderhaus verbrachte ich zusätzlich
Zeit in den anderen Gruppen, wodurch ich mein Bildarchiv
nach und nach nochmals stark aufstocken konnte. Viele Bilder
sind wirklich beeindruckend, aber leider erschienen mir noch
zu wenige als Druckmotiv geeignet.
Bei der Arbeit mit den Kindern der verschiedenen
Entwicklungsstufen wurde deutlich, dass in der Gesamtheit
ältere Kinder mit dem, was sie malten, wesentlich näher an
meine Vorstellungen herankamen als die Kleinen. Diese
Erkenntnis und die Notwendigkeit mehr brauchbares Material
zu erhalten, brachten mich auf die Idee mit gerade
eingeschulten Erstklässlern zu arbeiten. Aus diesem Grund
kontaktierte ich zunächst telefonisch drei Grundschulen in
der näheren Umgebung. Für weitere Informationen ließ ich
den Schulen meine Idee, mein Anliegen und wie sie mir dabei
helfen könnten, schriftlich zukommen. Leider dauerte es
einige Zeit, bis ich Antwort erhielt und selbst dann kam
diese von gerade mal einer Schule. Aber immerhin, ich bekam
die Erlaubnis, in der Klasse 3c der Martinus Grundschule
Mainz-Oberstadt mein Projekt vorzustellen und eine ganze
Doppelstunde mit den Schülern zu malen. Im Vorhinein hatte
ich Bedenken, ob die Kinder einer dritten Klasse nicht schon
zu alt sein können, für das, was ich vor hatte. Der
Prozess des Suchens nach der geeigneten Altersgruppe gehörte jedoch ebenfalls zu meiner Arbeit.
Zusätzlich zu Drittklässlern kam ich über Umwege doch
noch zu gerade eingeschulten Kindern. Und zwar bieten
verein- zelte Kindergärten in den Ferien
Schulkinderbetreuung an, welche ich sowohl im Kinderhaus
Sankt Alban als auch im Sankt Bernhard-Kindergarten in
Bretzenheim dazu nutzen konnte mit älteren Kindern zu
arbeiten.
Der Tag in der Grundschule war wirklich schön und auch
eigentlich recht erfolgreich. Die Kinder haben anscheinend
mehr Fantasie, und die Fähigkeiten sind natürlich
ausgeprägter. Leider musste ich für mich selbst
feststellen, dass meine Befürchtungen eintraten. Die Bilder
waren alle sehr schön, aber im Vergleich mit denen aus dem
Kinder- garten besaßen sie nicht ganz soviel Charme, weshalb
sie in meinem Aktuellen Projekt leider noch keinen Einzug
erhielten. Trotzdem war der Tag eine wichtige Erfahrung und
brachte mich meinem Ziel wieder ein Stück näher. Zurück
im Kinderhaus kam ich mit viel Geduld nach und nach doch zu
immer mehr Bildern und meine Hoffnung, dass sich brauchbares
darunter befand stieg stetig an. Endlich hatte ich so viel
Material, dass ich mich intensiv mit den Bildern
auseinandersetzte und anfing Motive zu erarbeiten. Mein
Konzept lies nicht zu die Zeichnungen zu ergänzen, was
bedeutete, dass das vorhandene Material ausreichen musste.
Ich verbrachte viel Zeit mit den gesammelten Werken,
selektierte, überlegte und sortierte. Um besser arbeiten zu
können, scannte ich jedes der ausgewählten Bilder ein.
Schnell wurde klar, dass die Aufgabe große Schwierigkeiten
beinhaltet und es nicht damit getan sein wird, geeignete
Bilder auszuwählen und diese dann auf Textilien zu drucken,
welche ich verkaufen würde. Immer im Hinterkopf befand sich
der Aspekt des Umweltschutzes und eine soziale Komponente,
die ich überlegte, in meiner Motivwahl ,wenn auch entfernt,
aufzugreifen. Diesen Punkt erachtete ich nicht als zwingend
notwendig, er brachte mich aber wieder einen kleinen Schritt
weiter. So gut wie alle vorher erörterten Bildideen ließen
sich, wenn auch leicht abgewandelt, unter diesem
Themenverbund zusammenfassen. Nach und nach kam ich zu
immer mehr Ergebnissen, kombinierte einzelne Zeichnungen
miteinander, gab manchen Objekten Füllung oder stellte aus
einzelnen Elementen verschiedener Werke ganz neue Bilder
zusammen.
Am Ende dieser Arbeit kam ich auf 34 Motive, mit denen ich
nun weiterarbeiten konnte. Weitere Selektion, das
Austauschen einzelner Elemente und das Komplettieren anderer
Elemente ließ mir am Schluss 18 geeignete Bilder übrig. Da
ich ganz zu Beginn von acht bis zehn Motiven ausging, war
ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Von der eigentlichen Arbeit mit den Kindern kann ich leider kein eigenes Bildmaterial liefern, da nicht alle Eltern
damit einverstanden sind, dass ihr Kind fotografiert werden
darf.
Unter der Kategorie "Motive" habe ich eine kleine Auswahl
zusammengestellt, die in Bildpaaren die originalen
Kinderzeichnungen mit dem entsprechenden Element des
fertigen Motivs verbindet. Dadurch möchte ich deutlich
machen, dass wirklich jedes Motiv ausschließlich aus den
Bildern der Zwei- bis Sechsjährigen entwickelt wurde, jeder
Text, jede Figur, jedes Tier, jedes Haus...
Kinderdorf
Das Bethanien Kinderdorf in Eltville ist
die „Hilfsorganisation“, für die ich meine Kampagne im
Rahmen der Diplomarbeit umsetzen möchte. Das Dorf liegt im
schönen Rheingau, zwischen Wiesbaden und Rüdesheim in
Halbhöhenla- ge direkt in den Weinbergen ca. 500 m
außerhalb des Ortes Erbach auf dem Weg nach Kiedrich und
Kloster Eberbach. Es besteht aus 6 Häusern, in denen die
einzelnen Kinderdorffamilien, geleitet von mitwohnenden
Schwestern, Ehepaaren oder alleinstehenden Frauen mit
jeweils 7-8 Kindern und Jugendlichen, sowie ihrem
Mitarbeiterteam, eine häusliche, familienähnliche
Lebensgemeinschaft oft für viele Jahre bilden. Zusätzlich
gibt es eine 7. Kinderdorffamilie im benachbarten Weinort
Oestrich-Winkel und eine 8. kleine Familiengemeinschaft in
Hattenheim. Zwei Plätze Trainingswohnen für Jugendliche
und junge Erwachsene als letzte Vorbereitung auf ein
selbstständiges Leben außerhalb des Kinderdorfes runden das
augenblickliche Angebot ab. Insgesamt hat das Eltviller
Kinderdorf Platz für 60 Kinder, Jugendliche und junge
Erwachsene.
Die geringe Entfernung nach Mainz, meinem Wohnort, gibt mir
die Möglichkeit, mich vor Ort davon zu überzeugen, dass
die Spendengelder sinnvoll und zielorientiert ein- gesetzt
werden. Auch sollte man nicht unbedingt davon ausgehen, dass
die Spendensumme ungeahnte Ausmaße anneh- men wird, weshalb
sich so eine vergleichsweise keline Einrichtung anbietet, da
hier auch schon kleinere Beträge merklich das Lebensgefühl
der Kinder steigern können. In diesem konkreten Fall sprach
ich mit dem Kinderdorfleiter, der
mich mit den in nächster Zeit anstehenden Ausgaben vertraut
machte. Ich entschied mich, den Bau eines Sandkastens
passend zum neuen Spielplatz so gut es geht finanziell zu
unterstützen. Mein Ziel ist es natürlich, die Kosten für
den Sandkasten ganz zu übernehmen.